Was ist Fotopädagogik?

Für Erzieher, Sozialarbeiter, Lehrer, Eltern, Kursleiter, etc.  lohnt es sich, verschiedene Medien auf ihren pädagogischen Reiz hin zu hinterfragen. Auch die Fotografie bietet sich an, um pädagogisch zu arbeiten - sowohl mit Kindern und Jugendlichen als auch mit erwachsenen oder alten Menschen.

Foto-Pädagogik kann zweierlei bedeuten:

vom Medium gedacht:

Fotopädagogik bedeutet die didaktische Heranführung an das Medium Fotografie. Die Vermittlung von Technik, Bildkomposition, Bildbearbeitung, etc. legt den Fokus auf das Medium und nutzt pädagogische Mittel zu deren Vermittlung.

von Menschen gedacht:

Fotopädagogik nutz das Medium Fotografie zu pädagogischen Zwecken. Ästhetische Erfahrung, Selbstausdruck, Kommunikation und Kreativität werden anhand fotografischer Vorgänge gefördert.

Selbstverständlich sind Mischformen denkbar und lohnend. So sollte bei künstlerisch-medialen Ansätzen nie vergessen werden, welche Ressourcen sie für den Menschen beinhalten. Aber auch im pädagogischen Kontext sollte die Qualität des Mediums mit ihren künstlerischen Möglichkeiten nicht außer Acht gelassen werden.          

Die Vermittlung von Medienkompetenz ist eines der großes Ziele der Foto-Pädagogik. Geht man von den 4 Feldern der Medienkompetenz nach Dieter Baacke aus, erschließt sich daraus ein Gesamtbild, was Fotopädagogik in ihrem vollen Umfang bedeutet:

Medienkritik:

- Fotografie und Bildbearbeitung kritisch betrachten

  1. -ihre Manipulierbarkeit erkennen

  2. -den Einfluss von Fotografien auf unser Bild von der Wirklichkeit hinterfragen

  3. -...


Medienkunde:

  1. -Auseinandersetzung mit fotografischer Technik (analog/digital)

  2. -Die Wirkungsweise von Bildern analysieren

  3. -Bildgestaltungsmittel kennen lernen

  4. -...


Mediennutzung:

  1. -Rezeption von Fotografien (mit unterschiedlichem Ziel)

  2. -Dokumentieren persönlicher Ereignisse

  3. -Kommunikation durch Bilder durch das Treffen einer bestimmten Auswahl

  4. -...


Mediengestaltung:

  1. -Aufnehmen von Fotografien

  2. -Experimentieren mit Gestaltungsoptionen (Belichtungszeit, Brennweite,...)

  3. -Inszenieren von Fotografien

  4. -Bildbearbeitung

  5. -...


Zielgruppen der Foto-Pädagogik?



Zielgruppen hängen maßgeblich vom eigenen Handlungsfeld ab.

Hier einige Beispiele für Zielgruppen und Durchführungsorte, an denen sich Fotografieprojekte einbringen lassen.


 

•Alle Kinder ab 3 Jahren.

In Kindergärten, im Hort, in Ganztagsschulen

 

•Kinder und Jugendliche mit sprachlichen Defiziten

In integrativen Einrichtungen, Einrichtungen mit einem hohen Anteil an nicht-deutschsprachigen Menschen, Kindergärten, Ganztagsschulen, etc.

 

•Kinder und Jugendliche mit schwieriger Vergangenheit

In Kinderheimen, Mutter-Kind-Einrichtungen

 

•Kreativ begeisterte junge Menschen

In Jugendzentren, an speziell kreativen Veranstaltungsorten, soziokulturellen Zentren, in der VHS, etc.


•Gruppen mit gemischtem kulturellen Hintergrund

Kindergärten und Schulen an sozialen Brennpunkten, Einrichtungen mit hohem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund.

 


Ziele Der Foto-Pädagogik

 

•Ausdrucksmöglichkeiten

Kinder sehen die Welt mit ihren Augen und nehmen ganz andere Dinge wahr, als Erwachsene. Darüber hinaus sehen sie die Welt aus einer anderen Perspektive, vieles erscheint Ihnen unendlich groß, weil sie es nur „von unten“ betrachten können. Die Fotografie bietet den Kindern die Möglichkeit, diese Perspektiven, und Dinge die Ihnen wichtig sind, zu zeigen.

 


•Förderungsmöglichkeiten:


1. Fremdwahrnehmung

Fotografie bietet Kindern die Möglichkeit, sich mit ihrer Umgebung intensiver auseinander zu setzen. Sie lernen, auch Kleinigkeiten wahrzunehmen und haben im Nachhinein die Möglichkeit, ihre Erinnerung an einen Gegenstand mit Fotos zu vergleichen. Sie lernen so Schritt für Schritt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.

 

2. Selbstwahrnehmung

Kinder lassen sich - in den meisten Fällen – liebend gern fotografieren. Sie betrachten sich selbst gerne auf Fotos und lernen so die Wirkung kennen, die sie auf andere haben. Durch Fotos mit z.B. verschiedenen Emotionen betrachten die Kinder sich selbst in ihrer Vielfalt, die sie sonst nur vor dem Spiegel erleben und werden für ihre eigenen Gefühle und auch die Gefühle der anderen sensibler.

 

3. Kreativität

Die Fotografie bietet unzählige gestalterische Möglichkeiten, die man je nach Alters- und Entwicklungsstufe einsetzen kann. Fotos können gestellt, Kulissen gebaut, Farben nachbearbeitet werden. Dinge können von ungewöhnlichen Perspektiven betrachtet, Bilder im Nachhinein verzerrt werden. Setzt man diese Mittel geschickt ein, erlernt die Zielgruppe  vielfältige Handlungsoptionen und entwickelt einen Ideenreichtum, der später auch in anderen Bereichen hilfreich sein kann.

 

4. Sprachfähigkeiten

Durch Reflexionsgespräche, Betrachtungsrunden und Bildbeschreibungen üben sich Kinder und Jugendliche in ihrer Ausdruckskraft und erweitern stetig ihren Wortschatz. Die Möglichkeit, seine eigenen Bilder zu beschreiben steigert die Motivation zu sprechen.


  5. Steigerung des Selbstvertrauens

Menschen, die die Möglichkeit erhalten, sich selbst, ihr Leben, ihre Interessen darzustellen und die Erfahrung machen, dass diese Informationen bei anderen auf Interesse stoßen, erfahren hierdurch eine Wertschätzung, die ihr Selbstvertrauen steigert. Das Selbstvertrauen von Kindern kann z.B. auch dadurch gesteigert werden, dass man Ihnen Dinge zutraut und anvertraut, zum Beispiel Kameras.


  5. Ästhetische Erfahrung

Das Gefühl, Kunst und Medien ästhetisch zu Erfahren, Wow-Momente zu erleben oder einfach sprachlos vor einem beeindruckenden Bild zu stehen, ist kaum mit einer anderen Erfahrung vergleichbar. Die Sensibilität für diese besondere sinnliche Empfindung wird durch das Sprechen über Bilder mit anderen und durch das Bewusste betrachten, geschult.